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Wissenschaft als Leidenschaft?

Über die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen wissenschaftlicher Mitarbeiter, Arbeit - Interessen - Partizipation 15

Erschienen am 15.02.2018, 1. Auflage 2018
52,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593508917
Sprache: Deutsch
Umfang: 484 S., 35 Fotos
Format (T/L/B): 2.9 x 21.3 x 14 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Wissenschaftliche Mitarbeiter bilden die größte Gruppe des wissenschaftlichen Personals an deutschen Universitäten. Ihre Tätigkeiten in Forschung und Lehre sind vielfältig. Sie empfinden eine starke Verbundenheit mit ihrem Fach und sind trotz ihrer unsicheren Arbeitssituation zufrieden: Sie arbeiten unter einem Sonderarbeitsgesetz, fühlen sich durch befristete Beschäftigung belastet und haben kaum Bindung zu ihrer Universität als Arbeitgeber. Freya Gassmann zeigt, wie sich diese unsicheren und widersprüchlichen Beschäftigungsbedingungen auf die Karriere und das Privatleben wissenschaftlicher Mitarbeiter auswirken.

Autorenportrait

Freya Gassmann ist Soziologin und wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Sportökonomie und Sportsoziologie der Universität des Saarlandes.

Leseprobe

1 Einleitung "An historischen und aktuellen Anlässen für eine Untersuchung des Systems der Nachwuchsförderung und Mittelbaubeschäftigung an bundesdeutschen Universitäten fehlt es nicht" so leitete Enders (1996) vor etwa zwanzig Jahren sein Buch "Die wissenschaftlichen Mitarbeiter" ein. Diese Eingangsworte lassen sich auf die heutige Zeit und die Situation der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchaus übertragen. Vor etwa einem Jahr im Frühjahr 2016 wurde die Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes erlassen. Die Politik wollte durch die Veränderungen im Gesetz etwas gegen den Trend der Kurzzeitverträge tun. Ursprünglich war das Wissenschaftszeitvertragsgesetz als Sonderarbeitsgesetz für wissenschaftliche Mitarbeiter erlassen worden, um befristete Beschäftigung zu regeln und um einem möglichst großen Kreis von Personen eine Promotion im Rahmen einer befristeten Anstellung an einer Universität und damit die Chance auf einen Einstieg in die Wissenschaft zu ermöglichen (Jongmanns 2011, S. 18). Etwa zeitlich parallel dazu stieg die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter in den letzten Jahren insgesamt, aber auch relativ zu den Professuren an Universitäten, an (vgl. Kapitel 3.4). Unterdessen wuchs, sowohl durch das Wissenschaftszeitvertragsgesetz sowie die Umstellung in der Hochschulfinanzierung durch zeitlich befristete Drittmittel der Anteil der befristeten Beschäftigten im Verhältnis zu den unbefristeten (Bloch & Burkhardt 2010, S. 22) und liegt aktuell bei etwa 90 Prozent (Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017, S. 126f). Dieser Anteil an unbefristeter Beschäftigung wird von zahlreichen Institutionen als zu hoch erachtet, um eine gesicherte Qualität in Studium und Lehre zu gewährleisten und verlässliche Karrierewege für wissenschaftliches Personal unterhalb der Professur zu ermöglichen (Hochschulrektorenkonferenz 2014; Deutsche Gesellschaft für Soziologie 2016, Gewerkschaften: GEW - Wittenberger Erklärung - 2016; DGB 2015; ver.di 2015) und als prekäre Beschäftigung umschrieben (Müller 2009; Kreckel 2012; journalistisch aufgegriffen u. a. in der Zeit: Groll 2015, taz: Lehmann 2014, FAZ: evah (Kürzel) 2015). Wissenschaftlichen Mitarbeitern sowie der Universität wird unterstellt, dass sie in einer bzw. mehreren Krisen stecken (Schimank & Stölting 2001, S. 7). Der Weg in die Professur und damit in eine gesicherte Anstellung an einer Universität war historisch schon immer problematisch, wie die Ausführungen von Max Weber (2002 [1919]) und seinem Bruder Alfred Weber (1923) zeigen. Vor rund 100 Jahren im Rahmen einer wirtschaftlichen Krise in Deutschland war die Situation für den wissenschaftlichen Nachwuchs, worunter damals in der Regel habilitierte Privatdozenten fielen, überaus schwierig (vgl. Kapitel 2.5). Heute besteht keine wirtschaftliche Krise in Deutschland und auch ist es für wissenschaftliche Mitarbeiter nicht notwendig in den Semesterferien, wie damals üblich, im Straßenbau tätig zu sein, um sich und ihre Familien zu ernähren (Schreiber 1923, S. 41). Nichtsdestotrotz ist die Beschäftigung unsicher, Teilzeitstellen vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften sind die Regel und Karriereaussichten unklar (Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017, S. 135f). Die Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter ist somit riskant, sie "ist eine Angelegenheit, die einfach Hazard ist" (M. Weber 2002 [1919], S. 477) und verlangt einen erheblichen persönlichen Einsatz. Eine der Fragen, die sich dabei stellt ist, warum dieses System, in dem wissenschaftliche Mitarbeiter unsicher angestellt sind und trotzdem viel zu leisten bereit sind, funktioniert. Erstaunlicherweise steigt die Anzahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter in Deutschland stetig an und das trotz der beschriebenen Bedingungen, so dass das Wissenschaftsministerium bei der Vorstellung des Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017 (Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017) zu dem Sc

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