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Die Transformation der Streitkräfte im 21. Jahrhundert

Militärische und politische Dimensionen der aktuellen Revolution in Military Affairs, Studien der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung 54, Studien der Hess. Stiftung Friedens- u. Konfliktforschung 54

Erschienen am 03.03.2008, 1. Auflage 2008
37,90 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593384337
Sprache: Deutsch
Umfang: 312 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 21.3 x 14 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Hightech-Waffensysteme, wie die USA sie im Irak einsetzten, sind aus aktuellen Konflikten nicht mehr wegzudenken. Viele Staaten folgen dem Vorbild der USA, vor allem bei der Vernetzung der einzelnen Einheiten mit modernster Kommunikationselektronik. Dies verändert grundlegend den Charakter der Streitkräfte und deren Art der Kriegsführung. Der Band erläutert die verschiedenen Dimensionen dieses Wandels aus technischer, organisatorischer, strategischer sowie politischer Perspektive.

Autorenportrait

Jan Helmig ist Diplom-Geograf und Politologe an der Universität Bielefeld. Dr. Niklas Schörnig ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt.

Leseprobe

Der Begriff der Transformation ist in aller Munde. Fast alle westlichen Armeen befinden sich - zumindest den Strategiepapieren und Selbstzuschreibungen nach - in einem Prozess der Transformation. Allerdings bleibt die dem Begriff zugeschriebene Bedeutung meist vage und es steht der abstrakte Aspekt des Wandels in einem veränderten sicherheitspolitischen Umfeld nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes im Vordergrund. Dieser relativ unspezifische Gebrauch steht nach Ian Roxborough für eine von zwei möglichen Interpretationen (Roxborough 2002: 68) und entspricht dem in Deutschland gängigen Verständnis von Transformation. So heißt es bei der Bundeswehr: "Transformation ist die Gestaltung eines fortlaufenden, vorausschauenden Anpassungsprozesses an sich ändernde Rahmenbedingungen, um die Wirksamkeit der Bundeswehr im Einsatz zu erhöhen und auf Dauer zu halten" (Bundesministerium der Verteidigung 2004: 14). Generalleutnant Hans-Otto Budde, Inspekteur des Heeres, bringt die Zielsetzung aktueller Transformationsbemühungen folgendermaßen auf den Punkt: "Die Streitkräfte sind stärker auf den Einsatz hin zu optimieren" (Budde 2004: 28). Es geht also darum, die Bundeswehr von einer Armee des Kalten Krieges zu einer Armee im Einsatz umzuwandeln. Damit ist zunächst aber keine direkte Aussage darüber getroffen, in welche Richtung sich der aktuelle Transformationsprozess vollzieht. In Deutschland wird diesbezüglich an die im August 2004 beschlossene Restrukturierung der Teilstreitkräfte in Eingreif-, Stabilisierungs- und Unterstützungskräfte gedacht - einschneidende Veränderungen für die Truppe, die noch vor wenigen Jahren die Struktur besaß, mit der die Bundesrepublik gegen angreifende Sowjettruppen geschützt werden sollte. Angesichts der Größe der Bundeswehr im Kalten Krieg und der Herausforderung der Integration der Nationalen Volksarmee (NVA) in die Strukturen der Bundeswehr in den 1990er Jahren erscheint es nachvollziehbar, wenn Transformation in Deutschland die Konnotation der Strukturänderung besitzt. Allerdings gibt es auch eine zweite Denkschule, die den Begriff der Transformation deutlich fokussierter benutzt. Nach diesem Verständnis zeichnet sich Transformation dadurch aus, dass sie - in verschiedenen Ländern graduell unterschiedlich aber immer aufzeigbar - dem Vorbild der amerikanischen transformation folgt, die sich der Ausrüstung mit modernster Hochtechnologie und Kommunikationselektronik und darauf angepassten Konzepten der Kriegsführung verschrieben hat. Transformation wird in diesem Kontext mit der in den 1990er Jahren ausgerufenen Revolution in Military Affairs - also einer Revolution militärischer Angelegenheiten (RMA) - identifiziert (Roxborough 2002: 68), deren bisherige Umsetzung die Kriegsverläufe ab 1991, besonders aber 1999 im Kosovo, 2001/02 in Afghanistan und 2003 im Irak maßgeblich bestimmt hat. Es waren vor allem Gründe der Public Relations, die die neu angetretene Regierung von Präsident George W. Bush und seinen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bewogen, das in der Regierungszeit Bill Clintons populär gewordene Konzept der RMA in neuen Strategiepapieren als Transformation zu bezeichnen (vgl. z.B. Kagan 2006: 272-284). Mit dem Begriff Transformation konnte sich die neue Regierung von den Handlungen ihrer Vorgängerin absetzen - wenn auch nur rhetorisch, da die zentralen Ideen beibehalten werden sollten. Die zugrundeliegende Substanz der angestrebten Veränderung der amerikanischen Streitkräfte blieb die gleiche. Der rhetorische Bezug zur RMA sagt daher nicht zwangsläufig etwas über tatsächliche militärtechnologische Veränderungen aus, sondern ist oftmals vor allem als politische Legitimationsstrategie zu verstehen (vgl. den Beitrag von Jan Helmig in diesem Band). Dieses Konzept, das die Revolution in Military Affairs und Transformation praktisch gleichsetzt, fand und findet international erheblichen Anklang. So kann zwischen dem hauptsächlichen Innovator USA, frühen Übernehmern (zum Beispiel Austral

Inhalt

Vorwort Teil I: Einleitung Die Transformation der Streitkräfte im 21. Jahrhundert - Eine kritische Bestandsaufnahme Jan Helmig/Niklas Schörnig Zum Verhältnis militärischer Revolution und Evolution - Viel Lärm um nichts? Jan Helmig Macht und Opfervermeidung - Eine theoretisch informierte Betrachtung der aktuellen militärischen Hightech-Transformation Niklas Schörnig Teil II: Technologien und Strategien Die technologische Komponente der militärischen Transformation Olivier Minkwitz Network Centric Warfare oder die Automatisierung des Krieges Marc von Boemcken In Bytegewittern? Fragwürdige Konzepte von Krieg und Terror im Cyberspace Frank Sauer Nanotechnik - Die nächste RMA? Jürgen Altmann Teil III: Ökonomische und politische Dimensionen Ökonomische Modernisierung von Streitkräften - Anmerkungen aus Sicht des "Neuen Institutionalismus" Gregor Richter/Gerd Portugall Ohne private Sicherheitsanbieter können die USA nicht mehr Krieg führen - Die Privatisierungsdimension der RMA Nicole Deitelhoff Die Transformation der Streitkräfte und die Rolle der Medien Andreas Elter Unkontrollierbare Rüstungsdynamik? Die RMA als "harter Brocken" für die Rüstungskontrolle Marco Fey/Harald Müller Together We Fight? RMA und die transatlantischen Beziehungen Andrew Grotto/Max Bergmann Den Krieg gewonnen, den Frieden verloren - Revolution und Konterrevolution in Military Affairs Christopher Daase Geopolitik und die Transformation der Streitkräfte Simon Dalby Teil IV: Schluss Übermorgen war gestern - The Revolution (not only) in Military Affairs Mathias Albert/Jan Helmig Abkürzungen Autorinnen und Autoren Register

Schlagzeile

Hessische Stiftung Friedensund Konfliktforschung