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Das Kainsmal

Roman - Manhattan

Erschienen am 03.09.2007
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442546329
Sprache: Deutsch
Umfang: 351 S.
Format (T/L/B): 2.9 x 20.6 x 13.6 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Der neue New-York-Times-Bestseller vom Autor des Kultromans »Fight Club« Buster »Rant« Casey ist schon als Kind ein Außenseiter: Von den Spielen Gleichaltriger gelangweilt, sucht er das Abenteuer in der Wildnis rund um seine kleine Heimatstadt. Auf endlosen Streifzügen jagt er nach giftigen Schlangen, Spinnen und Skorpionen, um sich von den Tieren beißen oder stechen zu lassen. Er liebt es, das Gift in seinem Körper zu spüren und dabei jedes Mal dem Tod ins Auge zu sehen. Doch statt zu sterben, erkrankt Rant lediglich an Tollwut. In der Stadt findet er schließlich eine neue Herausforderung: Rant schließt sich einer Gruppe von »party crashern« an, einer losen Clique junger Leute, die sich gegenseitig Verfolgungsjagden mit dem Auto liefern und dabei lebensgefährliche Unfälle verursachen. Diesen Tanz mit dem Tod beherrscht Rant bald wie kein anderer. Schnell steigt er zum Anführer der Gruppe auf, verehrt als »Engel des Todes« . Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen: Mit Buster »Rant« Casey hat der Held aus »Fight Club« einen würdigen Nachfolger gefunden.

Leseprobe

1 Zur Einführung Wallace Boyer (Autohändler): Wie die meisten Leute habe ich Rant Casey erst richtig kennen gelernt, als er bereits tot war. So geht das ja meistens bei Prominenten: Kaum sind sie abgekratzt, vergrößert sich der Kreis ihrer engsten Freunde explosionsartig. Ein toter Promi kann nicht die Straße runtergehen, ohne einer Million bester Freunde zu begegnen, die er im wirklichen Leben nie gesehen hat. Sterben war der beste Schachzug, den die Serienmörder Jeff Dahmer und John Wayne Gacy in ihrer Karriere je gemacht haben. Und nach dem Gaëtan Dugas, der offizielle Aids-Patient »null«, gestorben war, stieg die Zahl der Sexpartner, die es angeblich mit ihm getrieben hatten, ins unermessliche. Rant Casey pflegte zu sagen: Die Leute profilieren sich, indem sie dich runter machen, solange du am Leben bist - oder indem sie dich rühmen, wenn du tot bist. Bei mir war's so: Ich sitze im Flieger, und neben mich setzt sich irgend so ein Hinterwäldler. Die Haut auf seinen Handrücken sieht aus wie nach einem Autounfall, und man muss einfach hinstarren - voller Bisswunden, vernarbt und verkrustet, grauenhaft. Die Stewardess fragt diesen Kerl, was er zu trinken haben will, und sie sagt ihm, er solle mir doch bitte meinen Drink weiterreichen: Scotch mit Eis. Aber als ich diese Monsterfinger sehe, die sich um den Plastikbecher krallen, diese aufgeplatzten Knöchel, kann mich nichts mehr dazu bringen, das Ding an meine Lippen zu führen. Was die Seuche angeht, kann man nicht vorsichtig genug sein. Im Flughafen mussten wir gleich hinter dem Metalldetektor durch einen dieser Fiebermonitore gehen, wie sie erstmals im Kampf gegen die Ausbreitung von SARS eingesetzt worden waren. Die meisten Leute, sagt die Regierung, sind sich gar nicht bewusst, dass sie infiziert sind. Du kannst dich ganz gesund fühlen, aber wenn dieser Monitor zu piepen anfängt und dadurch anzeigt, dass deine Temperatur zu hoch ist, wirst du in Quarantäne gesteckt. Vielleicht lebenslänglich. Ohne große Diskussion, einfach so. Um sicherzugehen, klappe ich nur meinen Tisch herunter und stelle den Becher dort ab. Ich sehe zu, wie der Scotch blass und wässrig wird. Wie das Eis schmilzt und verschwindet. Jeder, der vom Auto verkaufen lebt, wird es bestätigen: Übung macht den Meister. Um als Händler über die Runden zu kommen, muss man eine persönliche Beziehung zu den Kunden aufbauen. Seine Fähigkeiten kann man überall entwickeln. Ein guter Trick, sich einen Namen zu merken, geht so: Man sieht dem Betreffenden so lange in die Augen, bis man deren Farbe erkennt, grün oder braun oder blau. Das nennt man Musterunterbrechung: Man zwingt sich so, sich etwas zu merken, was man sonst garantiert vergessen würde. Die Augen von diesem Cowboy, sie sind hellgrün. Frostschutzmittelgrün. Auf dem Shuttleflug zwischen Peco Junction und der Stadt teilen wir uns eine Armlehne, ich am Fenster, er am Gang. Man soll den Boten nicht erschießen, aber von seinen Cowboystiefeln fallen andauernd Klümpchen getrockneter Kuhscheiße ab. Mit seinen langen Koteletten mag er auf der Highschool reihenweise die Mädchen flachgelegt haben, aber jetzt sind sie grau, von der Schläfe bis zum Kieferknochen. Von seinen Händen ganz zu schweigen. Um mich darin zu üben, eine persönliche Beziehung aufzubauen, frage ich ihn, was er für den Flug bezahlt hat. Ist man sich über die Bedürfnisse eines Kunden nicht im Klaren, sucht man nach seinen wunden Punkten. Einen Wildfremden, der bloß neben einem im Flieger sitzt, so einen wird man nie dazu bringen, sich als »geistigen Besitzer« eines Nissans oder gar eines Cadillacs zu fühlen. Auch so ein Trick, Leuten ein Auto anzudrehen, ist Folgendes: In jedem Auto, das man auf dem Platz stehen hat, programmiert man den Senderwahlknopf Nummer eins auf Gospelmusik. Auf Nummer zwei kommt Rock'n'Roll. Auf Nummer drei Jazz. Ist der Interessent einer von der wichtigtuerischen Sorte, stellt man das Radio, sobald man die Tür aufgeschlossen hat, auf einen Sender mit Leseprobe

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